15.07.2021
Reform des Medizinstudiums: Laienverständliche Kommunikation muss Prüfungsinhalt werden

Eine verständliche Arzt-Patienten-Kommunikation trägt dazu bei, dass Patient:innen bewusster mit ihrer Erkrankung umgehen und sich gesundheitsförderlicher verhalten können. Doch im Medizinstudium kommt das Themenfeld Kommunikation häufig noch zu kurz. Mit der im Masterplan Medizinstudium 2020 vorgesehenen Neustrukturierung der medizinischen Abschlussprüfungen soll sich das ändern. Wie patientenverständliche Kommunikation geprüft und bewertet werden kann, hat das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) in den letzten drei Jahren gemeinsam mit der „Was hab‘​ ich?“​ gGmbH erarbeitet. Jetzt wurde der Abschlussbericht veröffentlicht.

Patientenverständliche Kommunikation muss im Studium gelehrt werden

Patient:innen müssen die Chance bekommen, ihre Erkrankungen und alle damit zusammenhängenden für sie relevanten Informationen zu verstehen. Der 2017 durch eine Expertenkommission der Bundesregierung verabschiedete Masterplan Medizinstudium 2020 legt daher ein besonderes Augenmerk auf die Arzt-Patienten-Kommunikation, „die maßgeblich die Arzt-Patienten-Beziehung, den Behandlungserfolg und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten beeinflusst.“

Zukünftig soll dafür in den medizinischen Staatsexamina auch ein Patientenbericht in verständlicher Sprache verfasst und bewertet werden. Ziel ist es, langfristig dazu beizutragen, dass patientenverständliche Kommunikation in der Versorgung selbstverständlich wird. Das für die Erstellung von Prüfungsfragen verantwortliche IMPP hat dafür gemeinsam mit „Was hab‘ ich?“ Bewertungsbögen entworfen und getestet.

„Es ist für mich keine Frage des ‚ob‘ sondern des ‚wie‘: Patientengerechte, verständliche Kommunikation muss ein fester Teil des Medizinstudiums werden. In Zusammenarbeit mit dem IMPP haben wir gezeigt, wie das Verfassen patientenverständlicher Berichte bewertet werden kann. So kann im Medizinerexamen die Fähigkeit zum verständlichen Kommunizieren überprüft werden – denn wir wissen, dass das leicht verständliche Erklären medizinischer Sachverhalte im Schriftlichen und im Mündlichen miteinander einhergehen“, erklärt Ansgar Jonietz, Mitgründer und Geschäftsführer von „Was hab‘ ich?“.

Für die Erarbeitung und Überprüfung der Bewertungsbögen konnte „Was hab‘ ich?“ auf seine langjährige Erfahrung in verständlicher Arzt-Patienten-Kommunikation zurückgreifen. Das Sozialunternehmen bildet bereits seit 10 Jahren Mediziner:innen auf der Plattform washabich.de mittels einer Kombination aus E-Learning und telefonischen Supervisionen in leicht verständlicher Arzt-Patienten-Kommunikation aus. Die Kommunikationsausbildung ist für Ärzt:innen durch die Ärztekammer als Fortbildung zertifiziert. Sie wurde außerdem als Wahlfach an verschiedenen Universitäten durchgeführt.

Zum Abschlussbericht:
https://www.impp.de/files/PDF/Bertelsmann-Stiftung/IMPP_Abschlussbericht_Entscheidungsfindung_und_aerztliche_Dokumentation.pdf

Zur Publikation der Evaluationsergebnisse im GMS Journal for Medical Education: https://www.egms.de/static/de/journals/zma/2021-38/zma001467.shtml
(Selgert, L. et al. „Entwicklung, Testung und Generalisierbarkeit eines standardisierten Bewertungsbogens zur Beurteilung von patientenverständlichen Berichten im künftigen abschließenden Staatsexamen des Medizinstudiums in Deutschland.“ GMS Journal for Medical Education, 2021: 38(3): Doc71.)

Über das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP)
Das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) ist eine rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts. Als zentrale Einrichtung der Länder unterstützt es die Landesprüfungsämter bei der Durchführung der bundeseinheitlichen schriftlichen Prüfungen nach den Approbationsordnungen für Ärzte und Apotheker sowie nach dem jeweiligen Landesprüfungsamt. Der Fachbereich Medizin verantwortet u. a. die Erstellung der schriftlichen Teile der Ärztlichen Prüfungen und forscht zur Verbesserung von Prüfungen.